In Indien wurde im Jahr 2014 an Gandhis Geburtstag am 2. Oktober die Kampagne „Sauberes Indien“ vom indischen Premierminister Modi ausgerufen. Bis zu Gandhis 150. Geburtstag im Jahre 2019 sollen indische Städte und Dörfer zu hundert Prozent mit Toiletten ausgestattet sein. Dieses ehrgeizige Vorhaben, „Clean India Mission“ genannt, beinhaltet den Bau einer Toilette alle ein bis eineinhalb Sekunden, insgesamt 120 Mio. Toiletten. Auf der Website des Ministeriums für Trinkwasser und Hygiene (Ministry for Drinking Water and Sanitation, https://swachhbharat.mygov.in und http://sbm.gov.in) kann man in Echtzeit verfolgen, wie viele Toiletten schon gebaut wurden. Nach gut zwei Jahren waren es schon mehr als 27.400.000. Und sekündlich kommen neue Toiletten hinzu.
Mit dem Bau von Toiletten ist es aber nicht getan. Viel Aufklärungsarbeit muss geleistet werden, denn jahrhundertealte Traditionen des Toilettengangs können nicht mit einer noch so gutgemeinten Kampagne verändert werden. Für viele Inderinnen und Inder ist es schlichtweg undenkbar, dass so etwas Unreines wie eine Toilette in ihrem eigenen Haus oder ihrer eigenen Hütte sein sollen. Daher soll das Defäkieren und Urinieren möglichst draußen auf dem Feld geschehen.
Während Männer diesem urmenschlichen Bedürfnis relativ ungeniert nachkommen, ist es für Frauen schon schwieriger, die häufig auf die Dämmerung oder gar die Dunkelheit warten. Dies birgt andere Gefahren, denn Frauen sind beim nächtlichen Toilettengang ungeschützt und werden so leicht zu Opfern übergriffiger Männer. Wie so oft im Leben hängt alles mit allem zusammen. Daher beginnt die Aufklärung schon in den Schulen und beschränkt sich keineswegs nur auf den Gang zum Abort, sondern behandelt Hygienefragen in all ihren Facetten. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umfasst Sauberkeit / Hygiene / Abwasserreinigung das Vorhalten von Einrichtungen und Dienstleistungen zur sicheren Entsorgung menschlichen Urins und menschlicher Fäkalien. Das Wort „sanitation“ bezieht sich auch auf die Aufrechterhaltung hygienischer Zustände durch Dienstleistungen wie Müll- und Abwasserentsorgung.
Krankheiten, die durch unsaubere Hygienepraktiken verursacht werden (unsafe Water, Sanitation and Hygiene = WaSH oder WASH), sollen bekämpft werden, vor allem durch Wasser übertragbare Krankheiten wie Diarrhoe. Denn in Indien sterben geschätzt jedes Jahr ca. 600.000 Menschen an Durchfallerkrankungen, ein Drittel davon Kinder.